Autor: Jochen Möller (Geschäftsführer und CoFounder von EcholoN) - Erstellung: 27.10.2023, letzte Änderung: 27.10.2023
Das Anforderungsmanagement und dessen Bedeutung für das Projektmanagement und die Produktentwicklung.
In diesem Artikel werden wir erläutern, was Anforderungsmanagement ist, warum es benötigt wird und welche Methoden und Tools verwendet werden können, um effektiv Anforderungen zu erheben, dokumentieren, analysieren und verwalten. Außerdem werden wir auf die verschiedenen Arten von Anforderungen und den Prozess des Anforderungsmanagements näher eingehen.
Bevor wir näher auf die Details eingehen, ist es wichtig, den Begriff "Anforderungsmanagement" zu definieren. Anforderungsmanagement bezieht sich auf den Prozess der Identifizierung, Erfassung, Dokumentation, Analyse und Verwaltung von neuen Anforderungen an ein Projekt oder ein Produkt. Es geht darum, die Anforderungen der Stakeholder zu verstehen, sie einheitlich zu strukturieren und sicherzustellen, dass sie klar definiert und verifizierbar sind.
Eine Anforderung definiert eine spezifische Funktion, Eigenschaft, Leistung oder Verhalten, die von einem System erwartet wird. Es ist eine formale Aussage oder Beschreibung, die die Bedürfnisse, Erwartungen oder technischen Spezifikationen eines Benutzers oder Kunden widerspiegelt. Anforderungen legen fest, was das System tun sollte oder welche Merkmale es haben sollte. Sie dienen als Grundlage für den Entwurf, die Entwicklung und die Überprüfung des Systems. Anforderungen ermöglichen es, die Ziele des Systems und die Erwartungen aller beteiligten Parteien zu verstehen und zu kommunizieren. Sie können sowohl funktionale Anforderungen (was das System tun soll) als auch nicht-funktionale Anforderungen (wie das System sein oder sich verhalten soll) umfassen. Eine gute Anforderungsdefinition ist klar, verständlich, eindeutig und quantifizierbar.
Ungeachtet der Anzahl der erforderlichen Kriterien für ein Produkt sollten alle folgenden Eigenschaften aufweisen:
Erforderlich
Diese Kriterien müssen erfüllt sein, um Ihre Unternehmens- oder Produktziele zu erreichen.
Präzise
Die Kriterien sind detailliert und haben einen klaren Zweck.
Verständlich
Die Kriterien sind klar formuliert und leicht verständlich.
Exakt
Die Kriterien beschreiben genau die jeweilige Herausforderung oder den entsprechenden Bedarf. Sie sollte das angestrebte Ergebnis präzise definieren, ohne Platz für Interpretationen zu lassen.
Realisierbar
Die Anforderung sollte technisch und praktisch realisierbar sein. Sie sollte mit den vorhandenen Ressourcen, Technologien und Einschränkungen des Projekts in Einklang stehen.
Überprüfbar
Die Kriterien sollten durch Benutzertests (Akzeptanztests, Szenariobasierte Tests etc.) oder andere Methoden überprüft werden können.
Nehmen wir an ein System muss in der Lage sein, eine Bestätigung für jede abgeschlossene Bestellung per E-Mail an den Benutzer zu senden.
Requirements Engineering ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg eines Projekts oder einer Produktentwicklung. Durch das systematische Erfassen, Dokumentieren und Analysieren von Anforderungen können Risiken minimiert und Probleme frühzeitig erkannt werden. Es ermöglicht eine effiziente Planung, Priorisierung und Umsetzung der Anforderungen, was wiederum zur Kundenzufriedenheit und erfolgreichen Projekten führt.
Ein effektives Anforderungsmanagement bietet eine Reihe von Vorteilen für Unternehmen und Projekte:
Die Anforderungserhebung ist der erste Schritt im Anforderungsmanagement und beinhaltet das Sammeln von Informationen über die Anforderungen der Stakeholder. Dies kann durch Interviews, Workshops, Fragebögen oder andere Methoden erfolgen. Das Ziel ist es, alle relevanten Anforderungen zu identifizieren und zu verstehen.
Nach der Erhebung müssen die Anforderungen dokumentiert werden. Dies kann in Form von Anforderungsspezifikationen, User Stories, Anforderungskatalogen oder anderen Artefakten erfolgen. Die Dokumentation stellt sicher, dass alle Anforderungen klar und eindeutig festgehalten werden.
Die Anforderungsanalyse beinhaltet die Bewertung und Prüfung der Anforderungen auf ihre Machbarkeit, Verständlichkeit und Realisierbarkeit. Es werden potenzielle Risiken identifiziert und Entscheidungen über die Umsetzbarkeit getroffen.
Im Änderungsmanagement werden Anforderungsänderungen verfolgt, analysiert und verwaltet. Änderungen können während des gesamten Projektlebenszyklus auftreten und müssen sorgfältig geprüft, priorisiert und umgesetzt werden, um die Auswirkungen auf das Projekt zu minimieren.
Beim Anforderungsmanagement gibt es zwei grundlegende Ansätze: das klassische und das agile Anforderungsmanagement. Das klassische Anforderungsmanagement folgt einem sequenziellen und plangetriebenen Ansatz, während das agile Anforderungsmanagement flexibler und reaktionsfähiger ist.
Das Anforderungsmanagement ist eine wichtige Aufgabe, die von verschiedenen Stakeholdern und Teammitgliedern übernommen werden kann. Typischerweise ist der Product Owner oder der Business Analyst für das Anforderungsmanagement verantwortlich. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten gut miteinander kommunizieren und gemeinsam an der Definition und Umsetzung der Anforderungen arbeiten.
Nutzeranforderungen beziehen sich auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Endnutzer des Produkts oder Systems. Diese Anforderungen sind entscheidend für die Benutzerfreundlichkeit und Kundenzufriedenheit.
Systemanforderungen sind technische Anforderungen, die das Produkt oder System erfüllen muss. Sie umfassen Leistungsanforderungen, Sicherheitsanforderungen, Kompatibilitätsanforderungen und andere technische Spezifikationen.
Geschäftsanforderungen beschreiben die Ziele und Anforderungen des Unternehmens oder der Organisation. Sie sind in der Regel übergeordnet und beeinflussen die gesamte Projektplanung und Produktentwicklung.
Der erste Schritt im Anforderungsmanagement ist das Erfassen der Anforderungen. Dies beinhaltet das Sammeln von Informationen, das Durchführen von Interviews und Workshops und das Einbeziehen der Stakeholder.
Nachdem die Anforderungen erfasst wurden, müssen sie analysiert und bewertet werden. Dies beinhaltet das Überprüfen der Anforderungen auf ihre Machbarkeit, Verständlichkeit und Realisierbarkeit.
In diesem Schritt werden die Anforderungen klar und eindeutig definiert. Dies beinhaltet das Verfassen von Anforderungsspezifikationen, User Stories oder anderen Dokumenten. Nach der Definition müssen die Anforderungen in geeigneten Dokumenten festgehalten werden, z.B. in einem Lastenheft oder einer Anforderungsspezifikation.
Die Priorisierung der Anforderungen ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Anforderungen zuerst umgesetzt werden. Dies kann anhand von Kriterien wie Kosten, Nutzen, Risiko oder Kundenanforderungen erfolgen.
Im letzten Schritt des Anforderungsmanagements sollte ein Plan für die Verwaltung von Änderungen erstellt werden. Änderungen können während des Projektlebenszyklus auftreten und sollten sorgfältig analysiert und umgesetzt werden, um die Auswirkungen auf das Projekt zu minimieren.
Das Anforderungsmanagement ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektmanagements und der Produktentwicklung. Es bietet eine strukturierte und effiziente Methode, um Anforderungen zu erfassen, zu dokumentieren, zu analysieren und zu verwalten. Durch ein systematisches Vorgehen können Risiken minimiert, Probleme frühzeitig erkannt und die Kundenzufriedenheit maximiert werden. Daher ist das Anforderungsmanagement ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Realisierung von Projekten und die Entwicklung von Produkten.
Es gibt eine Vielzahl von Tools, die im Anforderungsmanagement eingesetzt werden können, um den Prozess der Erfassung, Analyse, Dokumentation und Verwaltung von Anforderungen zu unterstützen. Hier sind einige gängige Tools:
Diese Tools bieten Funktionen zur Erfassung, Dokumentation, Verwaltung und Nachverfolgung von Anforderungen. Beispiele hierfür sind IBM DOORS, Jama Software, HP ALM (Application Lifecycle Management), Atlassian Jira und EcholoN.
Diese Tools unterstützen die Zusammenarbeit und Kommunikation in Teams, um Anforderungen zu diskutieren, zu verfeinern und zu validieren. Beispiele hierfür sind Confluence, Microsoft Teams / SharePoint und Google Docs und EcholoN.
Diese Tools ermöglichen die Erstellung von interaktiven Prototypen oder Mock-ups, um Anforderungen zu visualisieren und zu validieren. Beispiele hierfür sind Axure RP, Balsamiq und Adobe XD.
Diese Tools ermöglichen die Erstellung von Diagrammen wie Use Case-Diagrammen, Flussdiagrammen und Entity-Relationship-Diagrammen, um Anforderungen zu visualisieren und zu analysieren. Beispiele dafür sind Microsoft Visio, Lucidchart und draw.io.
Diese Tools helfen dabei, die Verfolgbarkeit von Anforderungen über den gesamten Entwicklungsprozess hinweg sicherzustellen. Sie ermöglichen die Verknüpfung von Anforderungen mit anderen Artefakten wie Testfällen, Design-Dokumenten und Code. Beispiele hierfür sind IBM Rational RequisitePro, Jama Software und Visure Requirements.
Diese Tools sind speziell für die Anforderungsverwaltung in agilen Entwicklungsumgebungen konzipiert und bieten Funktionen wie User Story-Management, Aufgabenverfolgung und Kollaboration. Beispiele hierfür sind Atlassian Jira, Microsoft Azure DevOps und VersionOne.
Diese Tools unterstützen die Integration von Anforderungen mit dem Testprozess und ermöglichen die Verfolgbarkeit von Testfällen zu Anforderungen. Beispiele hierfür sind HP ALM, IBM Rational Quality Manager und TestRail.
Diese Tools bieten unterschiedliche Funktionen und sind in der Regel auf verschiedene Anwendungsfälle und Organisationsstrukturen zugeschnitten. Bei der Auswahl eines Tools ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen des Projekts und die Bedürfnisse des Teams zu berücksichtigen.
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