Change Management II - Konflikte erkennen

Konflikte erkennen

 

Sandra Effenberger
Sandra Effenberger
20.02.2021

Wie wird Change Management erfolgreich?

Hinweis: Dies ist der zweite einer Serie von Artikeln zum Thema Change Management. Falls Sie den ersten noch nicht gelesen haben, finden Sie ihn unter "Was ist Change Management? Funktionen, Vorteile & mehr".

Wer wünscht sich nicht, dass sein Projekt reibungslos läuft. Jedes Ziel wird in der vorgegebenen Zeit erreicht, alle Beteiligten sind sich einig und das Budget wurde eingehalten. Es gibt Projekte in denen das ohne weiteres möglich ist. Sie sind überschaubar in der Umsetzung, haben einen realistischen Rahmen für Zeit, Qualität und Budget, sowohl die beteiligten als auch die betroffenen Personen sind alle in einem Boot.

Sie haben Recht! Das sind nicht die Gründe, weshalb ein Projekt gut oder schlecht läuft. Am Ende ist es immer die Einschätzung der Projektbeteiligten, die dieses Fazit ziehen.

Es ist die Fähigkeit des Projektleiters sowie seines Teams mit den unterschiedlichen Situationen umzugehen. Wir kennen das, es ist nicht immer der fachliche Punkt der zu Reibungen führt. Es ist die emotionale Ebene auf der sich die agierenden Personen befinden. Sie können als Projektleiter noch so umsichtig sein oder darauf bedacht sein, dass jeder die notwendigen Informationen erhält. Konfliktsituationen lassen sich nicht vermeiden.

Selbst wenn man versucht sie zu ignorieren, führt diese Taktik zum Stocken des Projektes. Zunächst sollte nicht jeder Konflikt ausschließlich als negativ eingestuft werden, da Konflikte vielfältige positive Aspekte bieten können. Sei es durch die Vereinbarkeit scheinbar unvereinbarer Ansichten, Ziele oder Gefühle; sei es durch das Entdecken neuer Perspektiven in einer scheinbar ausweglosen Sackgasse... Allein dadurch lässt sich ein wertvoller Wandel herbeiführen, der ohne diesen Konflikt nicht möglich gewesen wäre. Konflikte werden negativ, wenn sie nicht „gehört“ werden.

Konflikte erkennen

Sie gibt es seit Anbeginn der Menschheit: wo immer Menschen auf einander treffen, ist dafür über kurz oder lang Potenzial vorhanden. Entscheidend ist, dass dies erkannt und angegangen wird. Nur durch einen klaren und kompetenten Umgang lassen sich solche Situationen lösen.

Es gibt zwischenzeitlich eine Vielzahl von Definitionen zu dem Thema. So heißt es nach Berkel (1990: Konflikttraining): ein Konflikt ist vorhanden, wenn zumindest eine Seite wahrnimmt, dass eine andere Person sie in irgendeiner Weise beeinträchtigt, stört, behindert, übergeht, lähmt usw. Dies gilt auch dann, wenn es unbeabsichtigt ist oder der Anlass unerheblich scheint. Wenn eine Seite einen Konflikt feststellt, dann existiert er auch. Konflikte haben eine Vielzahl von Eigenschaften. Treten Sie auf, sind sie störend für die Personen, unterbrechen den normalen Ablauf und bremsen die Effizienz. Zudem besitzen sie Potential zur Eskalation.

Die neun Stufen der Eskalation

Es gibt neun Stufen der Eskalation von Konflikten. Werden die Konflikte nicht gelöst, bilden sich Fronten die nicht mehr vereinbar sind. Gerade hier zeigt sich, dass ein ignorieren das gesamte Projekt beeinträchtigen, ja, sogar zum Stillstand bringen kann. Sollte das Projekt abgeschlossen werden, dann besteht die Gefahr, dass es danach nicht weitergeht. Die Umsetzungen sind erfolgt, erbringen jedoch nicht die gewünschten Unternehmensziele.

Betrachten wir einmal in Kurzform die möglichen Stufen (Friedrich Glasl 1990)
  • Stufe 1 - Verhärtung 1

    Erste Emotionen tun sich auf. Die unterschiedlichen Sichtweisen prallen aufeinander. Es kommt zu Spannungen. Die Beteiligten sind der Annahme, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind.

  • Stufe 2 - Polarisierung 2

    Es beginnt die Kategorisierung nach Unterlegenheit und Überlegenheit. Es entwickelt sich bei den Betroffenen ein Tunnelblick. Jedoch ist auch hier noch ein Gespräch die mögliche Lösung.

  • Stufe 3 - Taten sagen mehr als Worte 3

    Ein Gespräch wird nicht mehr als Lösung betrachtet. Die Empathie zu anderen geht verloren und der Drang nach der Schaffung von Tatsachen wächst. Es werden Fehlinterpretationen in Kauf genommen.

  • Stufe 4 - Koalitionsbildung 4

    Hier werden anderen Personen mit einbezogen. Die Parteien machen Werbung und stellen den anderen negativ dar.

  • Stufe 5 - Gesichtsverlust 5

    Die Gegner gehen zu direkten und öffentlichen Angriffen über.

  • Stufe 6 - Drohstrategie 6

    Drohungen beider Seiten nehmen zu und werden durch Ultimate bestärkt.

  • Stufe 7 - Begrenzte Vernichtungsschläge 7

    Vernichtungsschläge werden bei dem Schaden einkalkuliert. Die eigenen Werte werden nicht mehr berücksichtigt. (Menschlichkeit geht verloren)

  • Stufe 8 - Zersplitterung 8

    Der Andere wird als Feind betrachtet. Das Ziel ist es, sein System aufzulösen.

  • Stufe 9 - Gemeinsam in den Abgrund 9

    Die Vernichtung des anderen zum Preis der Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.

Es zeigt sich, dass aus einer vermeidlichen einfachen Thematik etwas heranwachsen kann, was im schlimmsten Fall nicht mehr umgekehrt werden kann. Daher ist es wichtig, seine Antennen darauf zu sensibilisieren.

Wie kann man aus einem Konflikt herauskommen?

Die einfachste und viel beschriebene Methode ist die Kommunikation. Wenn erkannt wird, dass es einen Streit, eine Unstimmigkeit gibt, dann sollte ein offenes Gespräch geführt werden. Wirken Sie als Projektleiter auf ein Gespräch mit den Betroffenen hin.

Vereinbaren Sie im Anschluss Lösungswege und Regeln, wie die weitere Zusammenarbeit positiv weitergeführt werden kann. Es zahlt sich aus, wenn die Beteiligten gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen: das Erreichen des gemeinsamen Ziels wirkt sich auf alle positiv aus und vereint. Dies gilt ebenfalls, wenn es darum geht: auch im Anschluss an das Projekt, mit den gemeinsam erreichten Zielen, weiterhin zusammen zu arbeiten.

Was passiert, wenn interne Gespräche nicht helfen?

Bevor Sie eine Entscheidung mit personellen Konsequenzen treffen, gibt es die Möglichkeit der Mediation. In vielen Unternehmen, insbesondere in Konzernen, wird diese intern angeboten.
Sie können sich dort die Unterstützung einholen, die Ihnen dabei hilft, dass die Kontrahenten den Zugang zu ihrer eigenen Konfliktkompetenz wiederfinden. Gemeinsam wird die derzeitige Beziehung geklärt sowie eine oder mehrere Lösungen entwickelt. Mediatoren verfügen über ein professionelles Konfliktverständnis.

Mittels ihrer Gesprächsmethodik sorgen Mediatoren für einen gemeinsamen Umgang mit dem Konflikt durch die Konfliktparteien. Es werden sowohl Konflikte von Einzelpersonen als auch von Gruppen in allen Lebensbereichen (private und berufliche) mediativ bearbeitet.